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Der Geruchsinn

 

Düfte begegnen uns überall und beeinflussen uns unbewusst in unseren Handlungen. Schenken uns Erinnerungen und können diverseste Gefühlsregungen auslösen.

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Atmen wir durch die Nase ein, gelangen die Duftstoffe in der Luft in die obere Nasenhöhle und von dort an die Riechschleimhaut, welche sich etwa alle 2-3 Monate erneuert. Sie ist mit ungefähr zehn Millionen Riechnervenzellen besetzt, von der jede 6-8 bewegliche Fortsätze, den sogenannten Zilien besitzt. An deren Enden sitzen ungefähr 350 verschiedenen Rezeptoren, an denen die Duftmoleküle nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip aufgenommen werden und in Form eines elektrischen Reizes an das Gehirn weiterleitet werden. Der chemische Reiz geht dabei zwei Wege, ein Teil mündet im Riechkolben, wodurch uns bewusst wird gerade etwas zu riechen, der größere Teil gelangt zum Thalamus- und zur Hypothalamus-drüse, die eng mit der Hypophyse verbunden ist. Beide Drüsen nehmen sehr starken Einfluss auf unsere Emotionalen Stimmungen, ohne dass wir uns dessen bewusstwerden.   

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Vergleicht man die Anzahl der Geruchsrezeptoren des Menschen mit den von Katzen oder Hunden, so besitzt der Mensch zwar ca. ein Viertel weniger, dennoch sind wir in der Lage Millionen (nach neusten Studien sogar Billionen) von Gerüchen voneinander zu differenzieren. Manche Stoffe nehmen wir so in milliardenfacher Verdünnung sogar noch wahr. Die menschliche Nase ist so fein, dass sie zum Beispiel Vanillin - das Aroma der Vanilleschote - vom sog. Iso-Vanillin unterscheiden kann. Die beiden Stoffe sind vom chemischen Aufbau fast völlig identisch, nur zwei chemische Gruppen sind vertauscht. Beide riechen vanillig, aber für die menschliche Nase eben eine Nuance verschieden.

Der Geruchsinn ist beim Menschen der am stärkste ausgebildete, chemische Sinn und spielt auch bei der Beurteilung von Nahrung eine wesentliche Rolle. Beim Essen gelangen Duftstoffe aus dem Mundrachenraum über Nervenverbindungen an die Rezeptoren der Nase. Dabei werden wesentlich mehr Informationen über die Zusammensetzung der Speise übermittelt, als vom Geschmackssinn. Dies wird vor allem dann deutlich, wenn bei einem Schnupfen die Nase verstopft ist. Dennoch werden die Wahrnehmungen beim Essen allgemein dem Geschmackssinn zugeordnet.

Bei vielen Tierarten ist der Geruchssinn essentiell um zu Überleben. Für den Menschen wird der Geruchssinn gemeinhin für weniger wichtig gehalten als das Sehen, Hören oder Tasten, doch bedeutet sein Fehlen eine wesentliche Einbuße an Lebensqualität.

Gerüche können wissbegierig machen und werden häufig mit Gefühlen in Verbindung gebracht, es können aber auch Emotionen die Assoziation an spezielle Gerüche hervorgerufen werden. Die zwischenmenschliche Sympathie hat mit dem sprichwörtlichen „sich riechen können“ zu tun. Der Geruchssinn warnt Mensch und Tier außerdem vor stofflichen Gefahren. Die hochgiftige Substanz Schwefelwasserstoff (H2S) zum Beispiel hat eine sehr niedrige Geruchsschwelle. Eine andere Warnsubstanz ist 2-Methylisoborneol, die durch den Geruch auf ihre Anwesenheit in fauligem, ungenießbarem Wasser hinweist und so vor dem Genuss solcher schützt.

Mit der Dauer eines Geruchseindrucks ermüdet nach und nach die Riechschleimhaut. Halten wir uns längere Zeit in einer riechenden Luft auf, so verschwindet schließlich die Geruchswahrnehmung für den beständigen Duft (sogenannte phasische Rezeption), ohne dass dadurch die Fähigkeit für die Wahrnehmung anderer Gerüche abnimmt. Dies ist in der stofflichen Verknüpfung begründet, dass die Geruchsrezeptoren eine Reaktivierungsphase brauchen; die nicht gereizten Rezeptoren mit ihren Nerven stehen weiterhin zur Verfügung. Die Bezeichnung der Gerüche als angenehm oder unangenehm, die rein individuell und willkürlich ist, beruht zum Teil auf Vorstellungen und Erinnerungen, die sich auf das eigene Geruchsempfinden bezieht.

Einen großen Einfluss auf die Wahrnehmung von Duftstoffen spielt auch der Kalziumgehalt der Nasenschleimhaut. Ein zu hoher Kalziumgehalt blockiert den Riechkanal, bei niedriger Kalziumkonzentration werden Düfte intensiver wahrgenommen.

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